Teekannen, die mich begleiten – Alltagshelfer und Designlieblinge

Tee ist für mich mehr als nur ein Getränk – es ist ein Moment der Ruhe und ein kleines Ritual, das den Alltag bereichert. Dabei spielen die Teekannen, die ich benutze, eine entscheidende Rolle. Einige sind praktische Helfer, die ich täglich verwende, andere habe ich wegen ihres Designs oder ihrer Skurrilität ausgewählt. Aber genau das macht ihren Charme aus.

In diesem Beitrag stelle ich dir die Teekannen vor, die mich aktuell begleiten, und zeige, warum sie für mich mehr sind als nur einfache Gefäße.

Der Gaiwan: Das Schweizer Taschenmesser der Tee-Zubereitung

Wenn es einen Alleskönner unter den Teegefäßen gibt, dann ist es der Gaiwan. Dieses schlichte, vielseitige Gefäß eignet sich für nahezu jede Teesorte – von Grüntee über Oolong bis hin zu Pu-Erh. Ein großer Vorteil des Gaiwans ist, dass man den Tee direkt und schnell abgießen kann. Das macht ihn ideal, um besonders kurze Ziehzeiten präzise darzustellen – etwas, das bei Teekannen mit längeren Ausgusszeiten schwieriger umzusetzen ist. Für längere Ziehzeiten hat der Gaiwan allerdings den Nachteil, dass ihm das Wärmespeichervermögen fehlt, um die Temperatur konstant zu halten. Trotzdem bleibt er durch seine Flexibilität und Präzision ein unverzichtbarer Begleiter.

In Deutschland ist der Gaiwan oft noch ein eher unbekanntes Gerät. Ich selbst habe ihn erst kennengelernt, als ich mich intensiver mit Gongfu Cha – der chinesischen Kunst der Tee-Zubereitung – beschäftigt habe. Anders als die klassischen Teekannen, die hierzulande geläufig sind, hat der Gaiwan etwas Exotisches an sich. Seine schlichte Konstruktion aus einer Schale, einem Deckel und einem Unterteller mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch genau darin liegt seine Schönheit. Der Gaiwan ist ein echtes Werkzeug der Tee-Kultur, das jahrhundertelange Tradition in sich trägt.

Mein Gaiwan hat ein klassisches chinesisches Blumenmuster in Blau-Weiß. Dieses zeitlose Design verbindet Eleganz und Tradition und macht ihn zu einem Highlight auf meinem Teetisch. Einfach in der Handhabung und gleichzeitig ein optischer Genuss – er ist mein treuer Begleiter für jede Art von Tee.

Technische Daten

  1. Fassungsvermögen: 
    • 115 Milliliter nutzbar
    • 171 Milliliter bis zum Rand
  2. Gewicht: 
    • 115 Gramm.

Beispiel für einen Gaiwan


Die Kyusu – Tradition trifft Funktionalität

Nach dem vielseitigen Gaiwan möchte ich dir nun eine meiner liebsten japanischen Teekannen vorstellen: die Kyusu.

Die Kyusu, eine traditionelle japanische Teekanne, ist ein unverzichtbares Werkzeug für die Zubereitung von Grüntee. Anders als herkömmliche Teekannen, die wir hier in Deutschland kennen, zeichnet sich die Kyusu durch ihre seitlich angebrachte Griffart aus. Diese Konstruktion macht sie besonders ergonomisch und erlaubt ein präzises und müheloses Eingießen. In Japan ist die Kyusu die Standardform einer Teekann, doch außerhalb Asiens ist sie oft noch ein Geheimtipp.

Ich habe meine unglasierte Kyusu entdeckt, als ich begann, mich intensiver mit hochwertigem Grüntee zu beschäftigen. Sie ist perfekt für die Zubereitung von Teesorten wie Sencha oder Gyokuro, die eine präzise Kontrolle der Temperatur und Ziehzeit erfordern. Die Kyusu erlaubt es, das volle Aroma des Tees zu entfalten, während das integrierte Sieb verhindert, dass Blätter in die Tasse gelangen.

Ein weiterer besonderer Aspekt der Kyusu ist das Material: Der mineralstoffreiche Ton aus Tokoname wirkt sich direkt auf den Geschmack des Tees aus. Der Ton ist porös und kann kleinste Unreinheiten im Wasser binden, was zu einem klareren und weicheren Tee führt. Darüber hinaus speichert die Kyusu die Wärme optimal, ohne den Tee zu überhitzen – ein entscheidender Vorteil bei empfindlichen Teesorten wie Gyokuro. Mit jeder Nutzung wird der Ton außerdem „eingearbeitet“ und entwickelt eine Patina, die die Aromen zukünftiger Aufgüsse positiv beeinflusst. Dadurch wird die Kyusu mit der Zeit zu einem noch persönlicheren Werkzeug.

Meine Tokoname-Kyusu wurde von Meister Gyokko gefertigt, einem bekannten Töpfer aus Tokoname, Japan. Das Design besticht durch seine vertikalen Rillen („Sendan“), die nicht nur optisch ansprechend sind, sondern auch eine angenehme Haptik bieten. Dieses traditionelle Handwerksstück bringt einen Hauch von Exotik und Tradition in meinen Alltag.

Technische Daten
• Material: Natürlicher Ton (Tokoname)
• Fassungsvermögen: 314 Milliliter
• Gewicht: 314 Gramm

Yuyu-Chan

Auch meine Kyusu hat ihren eigenen kleinen Chibi: „Yuyu-chan“

Die Kyusu gibt es bei Oryoki


Die Xi Shi Hu – Eleganz der chinesischen Teekunst

Von Japan geht es nun zurück nach China – zur charmanten Xi Shi Hu.

Die Xi Shi Hu, eine traditionelle chinesische Yixing-Teekanne, ist mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand – sie ist ein kleines Kunstwerk, das die lange Geschichte und Handwerkskunst der chinesischen Teekultur repräsentiert. Die Yixing Teekannen gibt es in mehreren Formen. Die Form der Xi Shi Hu ist rund und harmonisch – inspiriert von der Schönheit der legendären Xi Shi, einer der vier Schönheiten des alten China. Diese Symbolik verleiht der Kanne nicht nur ästhetische Anziehungskraft, sondern macht sie auch zu einem beliebten Sammlerstück.

Meine Xi Shi Hu ist ein sehr günstiges Modell und weist die typischen Schwächen auf, die man in dieser Preisklasse erwartet: Sie ist bestimmt nicht aus dem Originalton, der Deckel schließt nicht dicht ab und beim Ausgießen tröpfelt sie. Aber das ist alles kein Problem bei der Nutzung. Beim Gongfgu Cha wird ohnehin viel mit Wasser gearbeitet. Immerhin hat sie einen eingebauten keramischen Kugelfilter der sehr gut funktioniert.
Die Preise für perfekte Kannen aus original Ton können dagegen sehr schnell in astronomische Höhen schnellen: 350€ – 5000 € sind da keine Seltenheit.

Die sind dann auch aus dem Originalen Zisha-Ton, einem Material, das in der chinesischen Teewelt hoch geschätzt wird. Der poröse Ton nimmt mit der Zeit die Aromen des verwendeten Tees auf, wodurch die Kanne mit jeder Nutzung mehr Charakter entwickelt. Dies macht sie besonders für Oolong- und Pu-Erh-Tees geeignet, die von der langsamen Aromafreisetzung profitieren. Da das Originalvorkommen des Materials erschöpft ist und nur noch Lagerbestände vorhanden sind treibt das den Peis noch mehr in die Höhe.

Ein vielseitiger Begleiter:

Die Xi Shi Hu ist aufgrund ihres Designs und ihrer Handhabung ideal für kleinere Teemengen. Ihr Fassungsvermögen macht sie perfekt für die traditionelle Gongfu Cha-Methode, bei der Tee in kleinen Aufgüssen mehrfach zubereitet wird. Gleichzeitig ist sie ein echter Hingucker – ihr klassisches, schlichtes Design mit den abgerundeten Linien steht in perfekter Harmonie mit ihrer Funktionalität.

Mir ist sie immer noch zu groß. Ich werde mir noch ein kleineres Modell mit weniger als 150ml Fassungsvermögen besorgen. Das ist besser für zwei Personen. Ein höherwertiges Modell steht schon auf der Wunschliste.

Technische Daten

Material: Zisha-Ton (Yixing)

Fassungsvermögen: 221 Milliliter (komplett voll)

Gewicht: 210 Gramm (leer)

Xi Shi

Auch die Yixing Kanne hat ihr eigenes Chibi: „Xi Shi“. Benannt nach der legendären chinesischen Schönheit. Sie hat mir so freundlich zugezwinkert, da habe ich sie einfach mitnehmen müssen.

Hier gibt es eine solche günstige Kanne


Die Skurrile

Diese Teekanne ist ein kurioses Sammlerstück, das ich über eBay erworben habe. Ihr Design erinnert an traditionelle chinesische Kannen, innen ist sie unglasiert. Außen hat sie erhabene Blumenmuster, Deckelgriff, Henkel und Tülle sind wie knorriges Holz geformt. Sie entpuppt sich aber eher unpraktisch, wenn es um die eigentliche Zubereitung von Tee geht.

Dennoch hat sie ihren eigenen skurrilen Charme und bringt einen Hauch von Geschichte (oder zumindest das Gefühl davon) in meine Sammlung.

Technische Daten:

Material: Keramik (genaues Material unbekannt)

Fassungsvermögen: 415 Milliliter

Gewicht: 377 Gramm

Besonderheit: Optisch interessant, Blumendekor, Elemente erinnern an knorrige Äste, aber funktional eher eine Herausforderung.


Die Marmorierte – Ein Hauch von Kunsthandwerk

Diese chinesische Teekanne ist nicht nur ein funktionales Teegefäß, sondern ein kleines Kunstwerk. Ihr einzigartiger Marmorierungseffekt aus rotem und purpurnem Ton verleiht ihr eine besondere Ästhetik, die sie von klassischen einfarbigen Kannen abhebt.

Ich habe sie auf eBay entdeckt und war sofort von ihrer Form und dem hochwertigen Erscheinungsbild fasziniert. Sie wirkt wie echte Handarbeit, was durch die Stempel im Deckel, am Griff und auf dem Kannenboden noch unterstrichen wird. Der passgenaue Deckel und das integrierte 10-Loch-Sieb sorgen für ein angenehmes Ausgießverhalten – ein Detail, das für mich besonders wichtig ist.

Ein besonderes gestalterisches Element ist der Kontrast zwischen der Marmorierung und den helleren Akzenten: Der Deckelgriff, der Henkel und die Tülle sind in einem helleren Ton gehalten, was das Design noch spannender macht.

Noch hat sie keine feste Teesorte zugewiesen bekommen, aber ich bin gespannt, welcher Tee am besten mit ihr harmoniert.

Technische Daten

Material: Roter und purpurner Ton

Fassungsvermögen: 285 Milliliter

Gewicht: 179 Gramm

Besondere Merkmale: Passgenauer Deckel, schönes Ausgießverhalten, integriertes 9-Loch-Sieb, Marmorierungseffekt, Stempel im Deckel, am Griff und auf dem Kannenboden, Handarbeitsoptik, Deckelgriff, Henkel und Tülle in hellem Ton

Ihr Chibi trägt den Namen Chìyún (赤云) – „Rote Wolke“, inspiriert von der sanften Maserung der Kanne.


Die Shiboridashi – Minimalismus trifft Präzision

Die Shiboridashi ist wohl das zurückhaltendste und gleichzeitig präziseste Teegefäß in meiner Sammlung. Ihre Form erinnert auf den ersten Blick an eine kleine Schale mit Deckel. Schlicht, flach und ohne Henkel. Doch hinter dieser minimalistischen Gestalt verbirgt sich ein hochfunktionales Werkzeug der japanischen Teekultur, das vor allem bei hochwertigen Grüntees wie Gyokuro oder feinsten Sencha-Sorten zur Geltung kommt.

Das Besondere an der Shiboridashi ist ihr Aufbau: Durch die breite, flache Form verteilt sich das Wasser schnell und gleichmäßig über die Teeblätter, was eine kontrollierte Extraktion ermöglicht. Der Deckel dient gleichzeitig als Filter – beim Ausgießen hält er die Blätter zurück, ohne dass ein separates Sieb nötig wäre. Diese Schlichtheit ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern unterstützt auch das bewusste Teetrinken: Jede Bewegung wird langsamer, ruhiger, fast schon meditativ.

Meine Shiboridashi wurde von Michiko Shida gefertigt – eine japanische Keramikkünstlerin, deren Handschrift man in jedem Detail spürt. Die Oberfläche ist in einem tiefen Anthrazit gehalten, fast schwarz, mit einer dezent rauen Haptik, die wunderbar in der Hand liegt. Mit einem Fassungsvermögen von etwa 100 ml ist sie ideal für konzentrierte, kurze Aufgüsse – genau das, was empfindliche Tees wie Gyokuro brauchen. Der Ton kommt aus dem „Kannebäckerland“ im Westerwald nahe meiner alten Heimat.

Diese Kanne ist für mich wie ein stiller Moment im hektischen Tag – zurückhaltend, aber voller Tiefe. Kein anderes Gefäß zwingt mich so sehr zur Achtsamkeit beim Teemachen wie die Shiboridashi.

Technische Daten

  • Material: Keramik
  • Farbe: Anthrazit / Schwarz
  • Fassungsvermögen: 120 Milliliter (ca. 100 ml nutzbar)
  • Besonderheiten: Flache Form, handgefertigt, kein separates Sieb notwendig, ideal für hochwertige japanische Tees

Auch die Shibiridashi hat natürlich ihren eigenen Chibi: Kaiko – benannt nach dem japanischen Begriff für „Muschelkind“. Der Name passt perfekt zu ihrer ruhigen, zurückhaltenden Art und erinnert mich bei jedem Aufguss daran, wie wertvoll die kleinen, stillen Momente im Alltag sein können.

Hier gibt es die Shiboridashi von Michiko Shida


Jede dieser Teekannen hat ihren eigenen Charme und trägt dazu bei, meinen Alltag mit Tee zu bereichern. Ob praktisch, elegant oder skurril – sie alle machen jeden Aufguss zu einem besonderen Moment. Und wer weiß, welche Kanne als nächstes dazukommt?

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