Gong Fu Cha -„Tee mit Geschick zubereiten“

Einleitung

Bei meinen Recherchen zum Grünen Tee, seinen Sorten und der verschiedenen Zubereitungsarten bin ich immer wieder auf „Gong Fu Cha“ gestoßen.

Das machte mich neugierig und dieses chinesische Ritual der Zubereitung von Tee hat mich gleich fasziniert.

Ich bin kein Experte und schreibe hier, wie ich das ganze für mich entdeckt habe.

Gong Fu Cha (工夫茶), wörtlich „Tee mit Geschick zubereiten“, ist eine traditionelle chinesische Methode der Teezubereitung, die besonderen Wert auf Präzision und Achtsamkeit legt. Ursprünglich entwickelte sich diese Praxis in den südchinesischen Provinzen Fujian und Guangdong, insbesondere in den Regionen Wuyi und Chaozhou.

Die Ursprünge von Gong Fu Cha reichen bis in die Ming-Dynastie (1368–1644) zurück. Während der Ming-Zeit wurde der Übergang von pulverisiertem Tee, der zuvor aufgequirlt wurde, zu ganzen Teeblättern vollzogen. Dies führte zur Entwicklung neuer Brühmethoden, die eine präzisere Kontrolle über den Brühprozess ermöglichten. Besonders Teekannen aus Yixing-Ton, die in dieser Zeit populär wurden, spielten eine wichtige Rolle bei der Verfeinerung der Teekultur.

Der Begriff „Gong Fu“ (工夫) bedeutet so viel wie „Fertigkeit durch Übung und Hingabe“ und spiegelt die Philosophie hinter der Methode wider – ähnlich wie beim Kung Fu in den Kampfkünsten. Es geht darum, durch Wiederholung und Konzentration Perfektion zu erreichen.

Obwohl die Praxis von Gong Fu Cha ihre kulturellen Wurzeln in diesen Dynastien hat, wurde sie erst im 18. Jahrhundert in Fujian und Guangdong in ihrer heute bekannten Form etabliert. Der Begriff „Gong Fu Cha“ tauchte um 1800 erstmals in Beschreibungen dieser Regionen auf. Über die alten Handelsrouten verbreitete sich die Methode später bis nach Taiwan, wo sie bis heute ein fester Bestandteil der Teekultur ist.

Gong Fu Cha ist weit mehr als eine Zubereitungsmethode – es ist ein Ausdruck von Gastfreundschaft, Respekt und Harmonie. Das Ritual dient nicht nur dem Teegenuss, sondern auch der Entschleunigung und der bewussten Wahrnehmung des Augenblicks.

Tipp: Im Internet wird in Shops manchmal fälschlicherweise „Kung Fu Cha“ geschrieben. Wenn man danach sucht, hat man oft noch ein paar zusätzliche Produkttreffer.

Bei der Gong Fu Cha Zubereitung wird – anders als bei der westlichen Teezubereitung – mit anderen Tee- Wasserverhältnissen gearbeitet. Für unsere Verhältnisse sehr viel Tee und sehr wenig Wasser in winzigen Kännchen oder Gaiwans. Dafür sind die Ziehzeiten kürzer.

Ich würde mal sagen, man trinkt den Tee über die gesamte Ziehzeit in kurzen Zeitintervallen. So kann man die verschiedenen Geschmäcker die in einem Tee stecken nacheinander auskosten. Sonst trinkt man das alles vermischt.

Das wäre so, als wenn man ein Steak langsam brät und sich zwischendurch immer ein Stück zum Probieren abschneidet. So kann man alle Garungsgrade von „Rare“ bis „Welldone“ probieren.

Die Portionen die man beim Gong Fu Cha braut sind quasi „Shots“, also kleine Mengen Tee die aus winzigen Teeschalen getrunken werden.

Die Zubereitungsmethoden sind teilweise sehr komplex und unterscheiden sich in der Art sowie in der Art der Utensilien.

Ich beschreibe hier mal nur eine Methode – so wie ich es momentan mache.

Gong Fu Cha Teezeremonie
Gong Fu Cha Teezeremonie

Bei der Zubereitung kommen bei mir folgende Utensilien zum Einsatz:

Teetisch / Tee Boat / Cha Pan (Optional)
Das ist ein Kasten mit Gitterdeckel. Quasi die Bühne. Da viel Wasser im spiel ist, ein sinnvolles Utensil da es eine saubere Grundlage bietet. Im Kasten unter dem Gitter ist ein Reservoir, dort wird das Wasser das durch das Gitter läuft aufgefangen. Da wird dann reichlich Wasser verschüttet.

Gaiwan
Wunderhübsche Schale mit Deckel und Untertasse – dient zum Aufbrühen des Tees.

Xiao Gai

Gong Dao Bei (Optional)
Der Fairness Cup oder Gerechtigkeitsbecher in den der Tee abgegossen wird damit alle den gleichen Geschmack bekommen.

Teefilter (Optional)
Erleichtert das abgießen und hält kleine Teeblattstücke zurück. (kann man weglassen). gibt es aus Metall oder Porzellan.

Duftbecher / Aromabecher (Optional)
Das sind kleine,schmale, zylindrische Becher.

Trinkschalen
Kleine flache breitere Schale die das gleiche Volumen wie der Duftbecher hat.

Utensilienset
Messschaufel zum Abmessen des Tees, Teenadel zum reinigen des Ausgießers einer Teekanne, Tassenzange zum handeln der Teetassen ohne sie anzufassen.
Rührstab zum bearbeiten der Teeblätter.

Teetierchen / Teapet (Optional)
Eine kleine Tonfigur, die traditionell in der chinesischen Teekultur verwendet wird. Sie wird mit Wasser und Tee „gefüttert“. Die Teapets gibt es in den verschiedensten Formen. es gibt auch welche, die beim Übergießen mit heißem Tee die Farbe wechseln.

Wasserkocher
Ich habe zwei Wasserkocher die man auf verschiedenenTemperaturen regeln kann und die diese dann konstant halten können: Stagg EKG Pro Kettle und Balter Edelstahl Wasserkocher

Der Tee

Für den Start habe ich einen Oolong Tee aus Vietnam verwendet. Oolong Tee liegt im Spektrum der Herstellung zwischen Grünem Tee (unfermentiert) und schwarzen Tee (voll fermentiert).

Die Teeblätter sehen bei dieser Oolong-Sorte aufgrund der Herstellung aus wie „Hasenkötel“. Die Teeblätter werden bei der Verarbeitung zu Kugeln gerollt.

Entsetzt hat mich, dass ich meinen Oolong Tee früher immer nur einmal aufgegossen getrunken habe. Der kann – je nach Qualität 6 – 15mal aufgegossen werden! Der erste Aufguss – zum waschen oder „aufwecken“ des Tees – wird hier weggegossen!

Xiao Gai

Meine Gong Fu Cha-Zubereitungsschritte

Die Zubereitung wird vor/für die Gäste gemacht. Der Gastgeber bedient seine Gäste mit dem Tee. Die Bühne ist der Char Pan.

Der Cha Pan wird auf den Tisch gestellt und Filter, Gong Dao Bei und Gaiwan werden in einem Dreieck angeordnet. Das Teapet wird ebenfalls auf den Char Pan gestellt.

Ich wiege ca. 6g Tee ab. (Wenn man das öfter macht kann man das nach Auge machen). Der Tee wird auf eine Schale präsentiert.

Der Wasserkocher wird einmal aufgekocht und dann auf (für meinen Oolong Tee) auf 85°C eingestellt. Das ist abhängig von der Teesorte.

Das Teesetup wird nun aufgewärmt (geweckt): Der Gaiwan wird mit Wasser aus dem Wasserkessel gefüllt. Von dort gießt man es dann durch den Filter in den Gong Dao Bei und von dort in die Duftbecher und die Trinkschalen um sie anzuwärmen. der Rest wir über das Teapet geschüttet (es wird gefüttert).

In den leeren und nun angewärmten Gaiwan gibt man nun den abgewogenen Tee, schließt den Deckel und schüttelt das Ganze. Dann kann man den Deckel öffnen und an dem Tee riechen – lecker.

Dann wird der Tee gewaschen bzw. geweckt. Der Tee im Gaiwan wird mit Wasser übergossen und nach 5 Sekunden gleich wieder in den Gong Dao Bei abgegossen.
Das Bedienen des Gaiwan ist nicht so kompliziert wie es aussieht. Wenn man ihn richtig hält verbrennt man sich auch nicht die Finger :-D. Es darf kein Tropfen Wasser im Gaiwan verbleiben.

Dann wird das Teapet gefüttert. Der Inhalt des Gong Dao Bei wird über das Teapet gegossen.

Das Wasser in den Teeschalen und Aromabechern wird nun ebenfalls über das Teapet gegossen.

Nun wird der aufgeweckte Tee im Gaiwan wieder mit Wasser aus dem Wasserkocher (85°C) aufgegossen. Der Deckel wird auf den Gaiwan gelegt und dann wartet man 60 Sekunden.

Dann wird der Porzellan Filter auf den Gon Dao Bei gelegt und der Gaiwan wird wieder in den Filter abgegossen. Der Tee hat nun eine schöne goldene Farbe.

Dann wir der Teefilter auf einen kleinen Teller abgelegt.

Der frisch aufgebrühte Tee wird zunächst in die hohen, schmalen Duftbecher gefüllt.

Die breite Trinkschalen werden umgedreht auf die gefüllten Duftbecher gesetzt, sodass sie die jeweils die Form eines Pilzes bilden.

Die „Pilze“ werden gemeinsam rasch umgedreht, sodass die Trinkschale unten und der Duftbecher oben ist.

Der Duftbecher wird vorsichtig nach oben herausgezogen, wodurch der Tee in der Trinkschale verbleibt. Die Trinkschale ist nun komplett gefüllt.

Bevor der Tee getrunken wird, hält man den leeren Duftbecher an die Nase, um das verbleibende Aroma zu genießen. Bei meinem Oolong Tee roch es nach Jasmin und nach zarten süßlichen Blüten.

Der Tee wird dann in kleinen Schlucken aus der Trinkschale getrunken. Die Duftbecher werden dann wieder gefüllt bis der Aufguss verteilt ist.

Dann kommt der nächste Aufguss. Je nach Qualität des Tees kann man 6-15 Aufgüsse machen. Der Tee entfaltet sich während der Aufgüsse komplett. Aus den anfänglichen Kügelchen werden wieder komplette Blätter die den Gaiwan komplett füllen.

Die Ziehzeiten werden bei jedem Aufguss um 10-15 Sekunden verlängert

Fazit

Gong Fu Cha ist weit mehr als nur eine Methode, Tee zuzubereiten – es ist ein achtsames Ritual, das Genuss und Tradition vereint. Die präzisen Abläufe und kleinen Details, von den passenden Utensilien bis hin zu den Ziehzeiten und Temperaturen, eröffnen eine völlig neue Dimension des Teetrinkens.

Gerade Oolong-Tee zeigt im Gong Fu Cha seine Vielseitigkeit. Mit mehreren Aufgüssen und subtilen Geschmacksnuancen entfaltet er sich nach und nach – ein Prozess, der den Fokus auf den Moment lenkt und die Sinne schärft.

Für mich war die Entdeckung dieses Rituals nicht nur ein Genuss, sondern auch eine Einladung zur Entschleunigung. Die Kunstfertigkeit, die hinter Gong Fu Cha steckt, erinnert daran, dass manchmal die kleinen, sorgfältigen Schritte den größten Unterschied machen.

Xiao Gai

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