Neue Entdeckung auf der Teereise: Der mystische Pu Erh und seine Geheimnisse

In der Welt des Tees gibt es kaum eine Sorte, die so mystisch und faszinierend ist wie Pu Erh. Dieser Tee aus der Provinz Yunnan, oft als ‚lebender Tee‘ bezeichnet, hat eine Geschichte, die Jahrtausende zurückreicht – auch als Handelsgut.

Anders als Grüner oder Schwarzer Tee entwickelt er seinen Charakter nicht nur durch die Verarbeitung, sondern auch durch die Zeit. Ob in gepresster Form als Teekuchen oder lose, Pu Erh ist weit mehr als ein Getränk – er ist eine Reise in die Tradition und Tiefe chinesischer Teekultur.

Doch was macht diesen Tee so besonders? Und warum gilt er für viele als ein Getränk, das sich nicht sofort erschließt?

Das diese Teevariation nicht so bekannt ist, liegt zum einen and der Vorliebe der Deutschen für Schwarz-, Grün- und Früchtetees. So wird man Pu Erh im Supermarkt nicht finden. Auch Teeläden haben ihn oft nicht im Angebot. Da braucht man schon einen sehr guten Fachhändler. So ein ganzer Teekuchen (Bing) ist dazu auch nicht günstig. und nicht jeder Händler verkauft kleine Teilportionen davon.
man diese Tees nicht. Auch nicht jeder Teeladen hat sie im Angebot.

Ich kannte Pu Erh Tee auch nicht – woher auch?

Während ich mich auf meiner Teereise immer tiefer in die Welt des Tees wagte, entdeckte ich diese diskusartigen Teekuchen – flache, gepresste Formen, die wie Artefakte aus einer anderen vergangenen Zeit wirken. Doch es war nicht nur die ungewöhnliche Form, die mich neugierig machte: Diese Tees werden über Jahre, manchmal Jahrzehnte, gelagert, um zu reifen und ihre Aromen zu entwickeln.

Pu Erh Bing 静葉, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

静葉, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Sie sind nicht nur ein Genuss, sondern auch ein Schatz, der oft aus den Blättern hunderte Jahre alter Teebäume entsteht – ein faszinierender Hauch von Geschichte und Natur in jeder Tasse. Die kräftigeren Blätter der alten Bäume liefern das perfekte Ausgangsmaterial für den aufwändigen Reifungsprozess.
Doch wie wird so ein Tee hergestellt, und was macht ihn so besonders?

Die Kunst der Pu Erh Herstellung

Xi Shi

Zwei Varianten von Pu Erh: Sheng und Shou

Pu Erh Tee wird in zwei Hauptkategorien unterteilt, die sich durch ihre Verarbeitung und ihren Charakter unterscheiden: Sheng (roh) und Shou (gereift).


Sheng Pu Erh:
Minimal verarbeitet und über Jahre natürlich gereift. Sein Geschmack ist frisch, lebendig und oft leicht bitter, entwickelt sich aber mit der Zeit zu weichen, komplexen Aromen.



Shou Pu Erh:
Durch einen beschleunigten Fermentationsprozess („Wo Dui“) entsteht ein erdiger, milder Tee, der sofort trinkfertig ist und dunkle, sanfte Noten wie Holz oder Kakao bietet

Beide Varianten teilen ihre Herkunft und die Fähigkeit, mit der Zeit ihre Aromen weiterzuentwickeln, doch sie sprechen unterschiedliche Vorlieben an: Sheng für Tee Enthusiasten und Sammler die komplexe, sich entwickelnde Geschmacksprofile schätzen. Shou für Tee-Liebhaber die nicht bittere, milde und erdige Tees bevorzugen.

Wie wird Sheng Pu Erh hergestellt?

  1. Ernte und Auswahl der Blätter:
    • Die Reise des Pu Erh beginnt mit der Ernte der Teeblätter, oft von jahrhundertealten Bäumen in der Provinz Yunnan. Diese „Gu Shu“ (alte Bäume) sind bekannt für ihre kraftvollen, mineralreichen Blätter, die die Grundlage für hochwertigen Pu Erh bilden. Die Ernte erfolgt sorgfältig von Hand, um die Blätter und Knospen in ihrer reinsten Form zu bewahren.
  2. Welken:
    • Direkt nach der Ernte werden die frischen Teeblätter ausgebreitet und für mehrere Stunden in der Sonne oder im Schatten gewelkt. Dieser Schritt reduziert den Wassergehalt der Blätter, macht sie geschmeidiger und bereitet sie auf die folgenden Verarbeitungsschritte vor.
  3. • Fixieren (Sha Qing):
    • Die gewelkten Blätter werden in einem Wok oder einer Pfanne erhitzt, um die Enzyme zu deaktivieren, die sonst die Oxidation vorantreiben würden. Dadurch bleibt die frische, grüne Charakteristik des Sheng Pu Erh erhalten.
  4. • Rollen (Rou Nian):
    • Die Blätter werden von Hand oder maschinell gerollt, um ihre Zellwände aufzubrechen. Dieser Schritt setzt die aromatischen Öle frei und formt die Blätter in ihre charakteristische, leicht gedrehte Form.
  5. • Trocknen:
    • Nach dem Rollen werden die Blätter in der Sonne getrocknet. Dieser natürliche Prozess bewahrt die Aromen und gibt dem Tee eine leichte, blumige Note.
  6. • Pressen oder lose verkaufen:
    • Die getrockneten Blätter werden entweder als loser Tee verkauft oder in Formen wie Bingcha (Teekuchen) oder Zhuancha (Ziegel) gepresst. Die gepresste Form ermöglicht die Langzeitlagerung und fördert die Reifung.

Wie wird Shou Pu Erh hergestellt?

Xi Shi
  1. Feuchtstapel-Fermentation („Wo Dui“):
    • Nach der Ernte werden die Teeblätter gewelkt, erhitzt und gerollt, ähnlich wie bei Sheng. Doch hier beginnt ein entscheidender Zusatzschritt: Die Blätter werden zu großen Haufen gestapelt, leicht angefeuchtet und mit Tüchern abgedeckt.
    • Über mehrere Wochen entwickeln Mikroorganismen und Enzyme die dunklen, erdigen Aromen des Shou Pu Erh. Die Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden sorgfältig kontrolliert, um eine gleichmäßige Fermentation zu gewährleisten.
  2. Trocknen:
    • Nach Abschluss der Fermentation werden die Blätter getrocknet, um den Prozess zu beenden. Dadurch erhält der Tee seine Stabilität und ist bereit für die nächste Phase.
  3. Pressen oder lose verkaufen:
    • Ähnlich wie Sheng Pu Erh kann Shou entweder in gepresster Form (z. B. als Bingcha) oder als loser Tee verkauft werden. Beide Varianten sind direkt trinkfertig.
  4. Reifung:
    • Obwohl Shou Pu Erh sofort genossen werden kann, verbessert sich sein Geschmack durch Lagerung weiter. Mit der Zeit wird er runder und seine erdigen Noten entwickeln zusätzliche Tiefe.

Das Besondere an Shou Pu Erh

Xi Shi

Geschmackserlebnisse: Sheng und Shou im Vergleich

“Pu Erh Tee fasziniert nicht nur durch seine Tradition und Verarbeitung, sondern auch durch seine erstaunliche Geschmacksvielfalt. Sheng und Shou Pu Erh könnten dabei unterschiedlicher kaum sein und bieten jedem Genießer ein ganz eigenes Erlebnis.”

Sheng Pu Erh – Frisch und dynamisch

Sheng Pu Erh, oft als „roher“ Tee bezeichnet, beeindruckt durch seine lebhafte und vielschichtige Natur:

  • Junger Sheng:
    • In den ersten Jahren nach der Herstellung ist Sheng oft frisch, leicht bitter und erinnert an grüne Wiesen, Kräuter oder zarte Blüten. Seine Adstringenz verleiht ihm eine anregende Frische.
  • Gereifter Sheng:
    • Mit der Zeit verwandelt sich sein Charakter. Gereifter Sheng entwickelt weichere, komplexere Noten, die an Honig, Trockenfrüchte oder altes Holz erinnern. Die ursprüngliche Adstringenz und Bitterkeit nehmen ab, wodurch der Tee milder und harmonischer wird. Dadurch entsteht eine Balance, die gereiften Sheng so faszinierend macht.

“Sheng ist wie ein Abenteuer, das sich bei jeder Verkostung neu entfaltet – ein Tee für Entdecker und Geduldige.”

Shou Pu Erh – Mild und erdig

Shou Pu Erh, der „gereifte“ Tee, bietet ein völlig anderes Geschmackserlebnis:

  • Sanft und vollmundig:
    • Direkt nach der Fermentation hat Shou Pu Erh einen weichen, runden Geschmack. Seine erdigen, leicht süßen Noten erinnern an Kakao, dunkle Schokolade oder nassen Waldboden.
  • Reife Tiefe:
    • Mit der Lagerung entwickelt Shou noch mehr Tiefe und eine seidige Textur, die an dunkle, gereifte Weine erinnert.

“Shou ist der perfekte Begleiter für ruhige Momente – ein Tee, der mit seiner Sanftheit und Fülle umhüllt.”

Unterschiedliche Aromen, gleicher Ursprung

Obwohl Sheng und Shou Pu Erh so verschieden sind, teilen sie ihre Wurzeln:

  • Gemeinsamkeit:
    Beide Varianten stammen aus der gleichen Region und denselben Teebäumen.
    Sie tragen die mineralreiche Kraft des Yunnan-Bodens und die Weisheit ihrer jahrhundertealten Tradition in sich.
  • Unterschied:
    • Sheng ist dynamisch, lebendig und fordert heraus.
    • Shou hingegen ist mild, beruhigend und sofort zugänglich.

Ein Tee für Genießer mit Sinn für das besondere

Xi Shi

Lagerung: Das Rad der Zeit und die Kunst der Geduld

Xi Shi
  • Die frühen Jahre: Sheng Pu Erh ist jung, frisch und oft bitter, während Shou bereits mild und trinkfertig ist.
  • Der Sweet Spot:
    Nach 15–30 Jahren erreicht der Tee seine beste Balance – Sheng wird weich und komplex, Shou erhält eine samtige Tiefe.
  • Der Abbau:
    Überreifer Tee (30+ Jahre) verliert oft an Frische und Aromen.

Einfluss der Region in der Pu Erh gelagert wird

  • Feuchtes Klima (Xishuangbanna): Beschleunigt die Reifung und fördert erdige Noten, ideal für Shou.
  • Trockeneres Klima (Kunming): Lässt Sheng langsam reifen, was klarere und feinere Aromen bewahrt.

Lagerungstips

  • Bedingungen: 20–30°C, 60–70 % Luftfeuchtigkeit, konstantes Umfeld.
  • Verpackung: Papier oder Bambus fördern gleichmäßige Reifung.
  • Gerüche vermeiden: Tee sollte fern von starken Aromen gelagert werden.

Eine Tee-Bibliothek aufbauen

Xi Shi
  • Viele Sammler dokumentieren ihre Bings, führen Notizen über Jahrgänge, Lagerbedingungen und die Entwicklung des Geschmacks.
  • Das Schöne an einer solchen Sammlung ist, dass sie nicht nur Aromen, sondern auch Erinnerungen bewahrt.

Die Magie des richtigen Moments

Xi Shi

Fazit: Der erste Schritt auf der Teereise

Pu Erh Tee ist ein einzigartiges Getränk, das Tradition, Zeit und Aromen verbindet. Ob Sheng mit seiner lebendigen Frische oder Shou mit seiner sanften Tiefe – jede Tasse erzählt eine eigene Geschichte und lädt dazu ein, die Welt des Tees neu zu entdecken.

Ich habe mir bereits einige Sheng und Shou besorgt und möchte ein paar Erfahrungen mit diesen Tees sammeln. . In den kommenden Beiträgen werde ich über meine Eindrücke berichten – vielleicht inspiriert Euch das, selbst den ersten Schritt auf deiner Teereise zu wagen. Es ist ein lohnendes Abenteuer

Oolong-Tee – ein faszinierender Halt auf meiner virtuellen Teereise

Nachdem ich einen kleinen Abstecher in die Welt des grünen Tees gemacht habe, führte mich meine Teereise zum nächsten spannenden Ziel: Oolong.“ Schon allein der Name klingt exotisch, asiatisch golden und weckt Bilder von Klöstern und Tempeln in fernen Ländern.

Oolong-Tee hat mich mit seiner Vielfalt sofort fasziniert – die kunstvoll zu Kugeln gerollten Teeblätter, das fruchtige Aroma und die beeindruckenden Farbnuancen. Der Duft erinnert mich an Orchideen und tropische botanische Gärten, voller Leben und Exotik.

Jedes Mal, wenn ich eine Tasse genieße, fühle ich mich entspannt und getragen von einem Hauch der weiten Welt. In diesem Beitrag möchte ich euch mitnehmen auf meine Entdeckungsreise und zeigen, warum Oolong-Tee so besonders ist.

Was ist Oolong-Tee?

Oolong-Tee nimmt eine einzigartige Position in der Welt des Tees ein. Geschmacklich und in der Verarbeitung liegt er zwischen grünem und schwarzem Tee und deckt ein beeindruckend breites Spektrum ab. Man kann sich das wie eine Brücke vorstellen: Am einen Ende steht der frische, pflanzliche Geschmack des grünen Tees, am anderen die kräftigen, malzigen Noten des schwarzen Tees. Dazwischen entfaltet sich Oolong-Tee in all seinen Facetten – von blumigen, orchideenartigen Aromen bis hin zu röstigen und tabakartigen Nuancen.

Geschmacksspektrum von Tee

Was diesen Tee so besonders macht, ist sein aufwendiger Herstellungsprozess. Die Teeblätter werden gepflückt und zunächst unter der Sonne oder in speziellen Räumen gewelkt, um die Oxidation einzuleiten. Dabei kommt es auf die Erfahrung und das Fingerspitzengefühl der Teemeister an: Der Oxidationsgrad, der zwischen 10 und 70 Prozent liegen kann, bestimmt maßgeblich das spätere Aroma. Nach der Oxidation werden die Blätter erhitzt, gerollt und schließlich getrocknet – ein kunstvoller Prozess, der die Aromen und den Geschmack jedes Oolong-Tees einzigartig macht.

Auch optisch und geschmacklich ist Oolong-Tee unvergleichlich. Die zu Kugeln oder anderen Formen gerollten Blätter entfalten bei jedem Aufguss ihre Vielfalt. Die Farben der Aufgüsse reichen von hellem Gold bis zu tiefem Bernstein und spiegeln die Nuancen dieses Tees wider. Sein Duft erinnert mich oft an Orchideen oder tropische Gärten, während er gleichzeitig die Wärme eines röstigen Charakters mitbringt.

Früher habe ich Oolong-Tee nach der westlichen Methode zubereitet und nur den ersten Aufguss getrunken. Heute entdecke ich seine Vielfalt durch die Gong-Fu-Zubereitung: mehrere kurze Aufgüsse in kleinen Mengen. Jeder Aufguss bringt neue Aromen zum Vorschein, und das Trinken wird zu einem entspannenden Ritual, das mich an ferne Orte erinnert und immer wieder aufs Neue begeistert.

Xiao Gai

Meine Oolong-Entdeckungen: Drei faszinierende Teesorten

Auf meiner Teereise habe ich drei besondere Oolong-Tees entdeckt, die das breite Spektrum dieser Teesorte perfekt abdecken. Jeder von ihnen verkörpert eine einzigartige Facette von Oolong – von blumig-mild bis hin zu röstig und intensiv. Hier ihre Steckbriefe:

  • Jueshi Oolong (Roan Zhi)
    • Tee-Art: Oolong
    • Herkunft: Chiang Rai, Thailand (Höhe: 1.300 m)
    • Geschmack: Blumig, mild, mit einer leicht süßen Note
    • Zubereitung: 6–9 g auf 100–220 ml, 80–90 °C, 1,5–2 Minuten Ziehzeit
    • Besonderheit: Aus dem Ruan Zhi-Kultivar, ursprünglich aus Taiwan, bekannt für seine feine Balance zwischen Süße und Frische
    • Bezugsquelle: Gekauft bei Freddy & Sons, einem sehr schönen Teeladen in der Neustadt, Bremen

Dieser Tee steht am leichteren Ende des Oolong-Spektrums. Seine blumigen Noten und die milde Süße erinnern an tropische Gärten, zdie Botanika im Rhododendronpark und laden zum Genießen ein. Er hat fast völlig intakte Teeblätter.

  • Magic Oolong
    • Tee-Art: Oolong (halbfermentierter Tee)
    • Herkunft: Tai Tung, Taiwan
    • Geschmack: Tropische Früchte, mit einem Hauch von Schwarztee-Charakter, bernsteinfarbener Aufguss
    • Zubereitung:
    • Dosierung: 4 TL / 1 Liter
    • 1. Aufguss: 90 °C, 3 Minuten
    • 2.–5. Aufguss: 90 °C, 1–3 Minuten
    • Mehrere Aufgüsse möglich
    • Besonderheit: Längere Fermentation, handgepflückt, in Perlenform gerollt, sehr ergiebig (bis zu 50 Liter Tee aus 100 g)
    • Bezugsquelle: Oolong Tee Schwarz Taiwan 100g, Oolongtee Formosa Magic Oolong

Der Tee hat uns gut gefallen und ist kräftiger und fruchtiger. Er liegt in der Mitte des Spektrums

  • Harendong Medium Oolong
    • Tee-Art: Oolong (halbfermentierter Tee)
    • Herkunft: Java, Indonesien (organischer Teegarten im Naturreservat)
    • Geschmack: Tief, süß, mit einer lieblichen Röstnote, die langanhaltend im Mund verbleibt
    • Zubereitung:
    • Dosierung: 6 g auf 500 ml
    • Temperatur: 70 °C
    • Ziehzeit: 2 Minuten (mindestens 4 Aufgüsse möglich)
    • Besonderheit: Nachhaltig angebaut, handgepflückt, faire Entlohnung der Pflückerinnen, ergiebig und vielseitig
    • Bezugsquelle: Harendong Medium Oolong Indonesischer Tee – Oolong-Tee direkt vom Bauern aus Indonesien

Teeblätter und Aufgüsse im Vergleich

von links nach rechts: Jueshi Oolong (Roan Zhi)Magic OolongHarendong Medium Oolong

  • In dem nachfolgenden Foto kann man sehr gut die Unterschiede der Sorten sehen:
    • Teeblätter
    • die Farben der Aufgüsse
    • Die Teeblätter nach dem Aufbrühen

Beeindruckend fand ich, dass der Jueshi Oolong hat nach dem Aufbrühen fast intakte Teeblätter hat.

Eine unerwartete Wendung mit dem Harendong Medium Oolong

Als ich den Harendong Medium Oolong das erste Mal aufgebrüht habe, war die Begeisterung… sagen wir, überschaubar. Der erste Schluck brachte einen intensiven, röstig-tabakartigen Geschmack, der mich etwas aus der Bahn warf. Mein erster Gedanke war: „Den geben wir weg. Das trinken wir nie wieder!“ Doch die Neugier ließ mich nicht los. Es konnte doch nicht sein, dass ein Tee, der in einem so nachhaltigen und besonderen Garten angebaut wird, nicht auch etwas Besonderes zu bieten hat.

Xiao Gai

Also begann das Experimentieren. Zuerst reduzierte ich die Menge Tee – aber der Geschmack war zu dünn und kraftlos. Beim nächsten Versuch nahm ich mehr Tee, kürzere Ziehzeiten und eine niedrigere Wassertemperatur. Und siehe da: Plötzlich zeigte der Harendong Medium Oolong eine ganz neue Seite. Die röstigen Noten wurden sanfter, die Süße trat hervor, und der Tee entwickelte eine wunderbare Tiefe, die lange im Mund blieb. Von da an wurde aus dem „Weg damit“ ein „Lass uns noch einen Aufguss machen!“

Man könnte sagen, der Harendong Medium Oolong hat mich dazu gebracht, meine Komfortzone zu verlassen und mich wirklich auf den Geschmack einzulassen. Das ist vielleicht das Besondere an Oolong-Tees: Man muss sie manchmal erst verstehen, bevor man sie lieben kann. Heute ist er einer meiner Favoriten – eine wahre Entdeckungsreise in der Tasse.

Die Zubereitung von Oolong-Tee: Gong-Fu-Cha im Detail

Die Gong-Fu-Cha-Methode bietet die perfekte Bühne, um die Vielfalt von Oolong-Tee zu erleben. Was diese Teesorte so besonders macht, ist ihre Fähigkeit, sich mit jedem Aufguss weiterzuentwickeln – und genau das macht die Methode so ideal. Anders als bei grünem oder schwarzem Tee, wo Aromen oft schneller freigesetzt werden, entfaltet sich Oolong in Schichten, die bei jedem Aufguss neue Nuancen preisgeben.

Gong Fu Cha Oolong
Gong Fu Cha Oolong

Einige Oolong-spezifische Tipps für Gong-Fu-Cha:

  • Teemenge:
    Bei Oolong-Perlen solltest du 6–8 Gramm verwenden. Die Blätter entfalten sich stark, daher ist es wichtig, genügend Platz im Gaiwan oder der Teekanne zu lassen.
  • Temperatur:
    Je nach Oxidationsgrad variieren die Temperaturen. Leichte Oolongs wie der Jueshi profitieren von 80–85 °C, während röstigere Sorten wie der Harendong auch 90 °C vertragen.
  • Ziehzeiten:
    Oolong beginnt oft mit einem kurzen Spülaufguss, gefolgt von Ziehzeiten von 20–30 Sekunden, die sich bei jedem Aufguss um 5–10 Sekunden verlängern.
  • Aromenreise:
    Bei Oolong ist es spannend, die Entwicklung der Aromen zu beobachten – vom floralen Start bis zu den röstigen und süßen Noten der späteren Aufgüsse.
Xiao Gai

Die Gong-Fu-Methode lädt dazu ein, mit Oolong-Tee zu experimentieren und seine Vielseitigkeit zu genießen. Jede Tasse wird so zu einem Moment der Entdeckung – sei es die zarte Süße eines leichten Oolongs oder die kraftvollen, röstigen Nuancen einer intensiveren Sorte.

Fazit: Oolong-Tee – Vielfalt in jeder Tasse

Meine Reise in die Welt des Oolong-Tees war eine Entdeckung voller Überraschungen. Von blumigen und leichten Noten bis hin zu tiefen, röstigen Aromen – jeder Tee hat seinen eigenen Charakter und erzählt eine Geschichte. Oolong-Tee lädt dazu ein, mit Ziehzeiten, Temperaturen und Teemengen zu experimentieren und so das Beste aus jeder Sorte herauszuholen. Für mich ist Oolong nicht nur ein Tee, sondern eine Einladung, den Moment bewusst zu genießen und immer wieder Neues zu entdecken.

Xiao Gai

Gong Fu Cha -„Tee mit Geschick zubereiten“

Gong Fu Cha Teezeremonie

Einleitung

Bei meinen Recherchen zum Grünen Tee, seinen Sorten und der verschiedenen Zubereitungsarten bin ich immer wieder auf „Gong Fu Cha“ gestoßen.

Das machte mich neugierig und dieses chinesische Ritual der Zubereitung von Tee hat mich gleich fasziniert.

Ich bin kein Experte und schreibe hier, wie ich das ganze für mich entdeckt habe.

Gong Fu Cha (工夫茶), wörtlich „Tee mit Geschick zubereiten“, ist eine traditionelle chinesische Methode der Teezubereitung, die besonderen Wert auf Präzision und Achtsamkeit legt. Ursprünglich entwickelte sich diese Praxis in den südchinesischen Provinzen Fujian und Guangdong, insbesondere in den Regionen Wuyi und Chaozhou.

Die Ursprünge von Gong Fu Cha reichen bis in die Ming-Dynastie (1368–1644) zurück. Während der Ming-Zeit wurde der Übergang von pulverisiertem Tee, der zuvor aufgequirlt wurde, zu ganzen Teeblättern vollzogen. Dies führte zur Entwicklung neuer Brühmethoden, die eine präzisere Kontrolle über den Brühprozess ermöglichten. Besonders Teekannen aus Yixing-Ton, die in dieser Zeit populär wurden, spielten eine wichtige Rolle bei der Verfeinerung der Teekultur.

Der Begriff „Gong Fu“ (工夫) bedeutet so viel wie „Fertigkeit durch Übung und Hingabe“ und spiegelt die Philosophie hinter der Methode wider – ähnlich wie beim Kung Fu in den Kampfkünsten. Es geht darum, durch Wiederholung und Konzentration Perfektion zu erreichen.

Obwohl die Praxis von Gong Fu Cha ihre kulturellen Wurzeln in diesen Dynastien hat, wurde sie erst im 18. Jahrhundert in Fujian und Guangdong in ihrer heute bekannten Form etabliert. Der Begriff „Gong Fu Cha“ tauchte um 1800 erstmals in Beschreibungen dieser Regionen auf. Über die alten Handelsrouten verbreitete sich die Methode später bis nach Taiwan, wo sie bis heute ein fester Bestandteil der Teekultur ist.

Gong Fu Cha ist weit mehr als eine Zubereitungsmethode – es ist ein Ausdruck von Gastfreundschaft, Respekt und Harmonie. Das Ritual dient nicht nur dem Teegenuss, sondern auch der Entschleunigung und der bewussten Wahrnehmung des Augenblicks.

Tipp: Im Internet wird in Shops manchmal fälschlicherweise „Kung Fu Cha“ geschrieben. Wenn man danach sucht, hat man oft noch ein paar zusätzliche Produkttreffer.

Bei der Gong Fu Cha Zubereitung wird – anders als bei der westlichen Teezubereitung – mit anderen Tee- Wasserverhältnissen gearbeitet. Für unsere Verhältnisse sehr viel Tee und sehr wenig Wasser in winzigen Kännchen oder Gaiwans. Dafür sind die Ziehzeiten kürzer.

Ich würde mal sagen, man trinkt den Tee über die gesamte Ziehzeit in kurzen Zeitintervallen. So kann man die verschiedenen Geschmäcker die in einem Tee stecken nacheinander auskosten. Sonst trinkt man das alles vermischt.

Das wäre so, als wenn man ein Steak langsam brät und sich zwischendurch immer ein Stück zum Probieren abschneidet. So kann man alle Garungsgrade von „Rare“ bis „Welldone“ probieren.

Die Portionen die man beim Gong Fu Cha braut sind quasi „Shots“, also kleine Mengen Tee die aus winzigen Teeschalen getrunken werden.

Die Zubereitungsmethoden sind teilweise sehr komplex und unterscheiden sich in der Art sowie in der Art der Utensilien.

Ich beschreibe hier mal nur eine Methode – so wie ich es momentan mache.

Gong Fu Cha Teezeremonie
Gong Fu Cha Teezeremonie

Bei der Zubereitung kommen bei mir folgende Utensilien zum Einsatz:

Teetisch / Tee Boat / Cha Pan (Optional)
Das ist ein Kasten mit Gitterdeckel. Quasi die Bühne. Da viel Wasser im spiel ist, ein sinnvolles Utensil da es eine saubere Grundlage bietet. Im Kasten unter dem Gitter ist ein Reservoir, dort wird das Wasser das durch das Gitter läuft aufgefangen. Da wird dann reichlich Wasser verschüttet.

Gaiwan
Wunderhübsche Schale mit Deckel und Untertasse – dient zum Aufbrühen des Tees.

Xiao Gai

Gong Dao Bei (Optional)
Der Fairness Cup oder Gerechtigkeitsbecher in den der Tee abgegossen wird damit alle den gleichen Geschmack bekommen.

Teefilter (Optional)
Erleichtert das abgießen und hält kleine Teeblattstücke zurück. (kann man weglassen). gibt es aus Metall oder Porzellan.

Duftbecher / Aromabecher (Optional)
Das sind kleine,schmale, zylindrische Becher.

Trinkschalen
Kleine flache breitere Schale die das gleiche Volumen wie der Duftbecher hat.

Utensilienset
Messschaufel zum Abmessen des Tees, Teenadel zum reinigen des Ausgießers einer Teekanne, Tassenzange zum handeln der Teetassen ohne sie anzufassen.
Rührstab zum bearbeiten der Teeblätter.

Teetierchen / Teapet (Optional)
Eine kleine Tonfigur, die traditionell in der chinesischen Teekultur verwendet wird. Sie wird mit Wasser und Tee „gefüttert“. Die Teapets gibt es in den verschiedensten Formen. es gibt auch welche, die beim Übergießen mit heißem Tee die Farbe wechseln.

Wasserkocher
Ich habe zwei Wasserkocher die man auf verschiedenenTemperaturen regeln kann und die diese dann konstant halten können: Stagg EKG Pro Kettle und Balter Edelstahl Wasserkocher

Der Tee

Für den Start habe ich einen Oolong Tee aus Vietnam verwendet. Oolong Tee liegt im Spektrum der Herstellung zwischen Grünem Tee (unfermentiert) und schwarzen Tee (voll fermentiert).

Die Teeblätter sehen bei dieser Oolong-Sorte aufgrund der Herstellung aus wie „Hasenkötel“. Die Teeblätter werden bei der Verarbeitung zu Kugeln gerollt.

Entsetzt hat mich, dass ich meinen Oolong Tee früher immer nur einmal aufgegossen getrunken habe. Der kann – je nach Qualität 6 – 15mal aufgegossen werden! Der erste Aufguss – zum waschen oder „aufwecken“ des Tees – wird hier weggegossen!

Xiao Gai

Meine Gong Fu Cha-Zubereitungsschritte

Die Zubereitung wird vor/für die Gäste gemacht. Der Gastgeber bedient seine Gäste mit dem Tee. Die Bühne ist der Char Pan.

Der Cha Pan wird auf den Tisch gestellt und Filter, Gong Dao Bei und Gaiwan werden in einem Dreieck angeordnet. Das Teapet wird ebenfalls auf den Char Pan gestellt.

Ich wiege ca. 6g Tee ab. (Wenn man das öfter macht kann man das nach Auge machen). Der Tee wird auf eine Schale präsentiert.

Der Wasserkocher wird einmal aufgekocht und dann auf (für meinen Oolong Tee) auf 85°C eingestellt. Das ist abhängig von der Teesorte.

Das Teesetup wird nun aufgewärmt (geweckt): Der Gaiwan wird mit Wasser aus dem Wasserkessel gefüllt. Von dort gießt man es dann durch den Filter in den Gong Dao Bei und von dort in die Duftbecher und die Trinkschalen um sie anzuwärmen. der Rest wir über das Teapet geschüttet (es wird gefüttert).

In den leeren und nun angewärmten Gaiwan gibt man nun den abgewogenen Tee, schließt den Deckel und schüttelt das Ganze. Dann kann man den Deckel öffnen und an dem Tee riechen – lecker.

Dann wird der Tee gewaschen bzw. geweckt. Der Tee im Gaiwan wird mit Wasser übergossen und nach 5 Sekunden gleich wieder in den Gong Dao Bei abgegossen.
Das Bedienen des Gaiwan ist nicht so kompliziert wie es aussieht. Wenn man ihn richtig hält verbrennt man sich auch nicht die Finger :-D. Es darf kein Tropfen Wasser im Gaiwan verbleiben.

Dann wird das Teapet gefüttert. Der Inhalt des Gong Dao Bei wird über das Teapet gegossen.

Das Wasser in den Teeschalen und Aromabechern wird nun ebenfalls über das Teapet gegossen.

Nun wird der aufgeweckte Tee im Gaiwan wieder mit Wasser aus dem Wasserkocher (85°C) aufgegossen. Der Deckel wird auf den Gaiwan gelegt und dann wartet man 60 Sekunden.

Dann wird der Porzellan Filter auf den Gon Dao Bei gelegt und der Gaiwan wird wieder in den Filter abgegossen. Der Tee hat nun eine schöne goldene Farbe.

Dann wir der Teefilter auf einen kleinen Teller abgelegt.

Der frisch aufgebrühte Tee wird zunächst in die hohen, schmalen Duftbecher gefüllt.

Die breite Trinkschalen werden umgedreht auf die gefüllten Duftbecher gesetzt, sodass sie die jeweils die Form eines Pilzes bilden.

Die „Pilze“ werden gemeinsam rasch umgedreht, sodass die Trinkschale unten und der Duftbecher oben ist.

Der Duftbecher wird vorsichtig nach oben herausgezogen, wodurch der Tee in der Trinkschale verbleibt. Die Trinkschale ist nun komplett gefüllt.

Bevor der Tee getrunken wird, hält man den leeren Duftbecher an die Nase, um das verbleibende Aroma zu genießen. Bei meinem Oolong Tee roch es nach Jasmin und nach zarten süßlichen Blüten.

Der Tee wird dann in kleinen Schlucken aus der Trinkschale getrunken. Die Duftbecher werden dann wieder gefüllt bis der Aufguss verteilt ist.

Dann kommt der nächste Aufguss. Je nach Qualität des Tees kann man 6-15 Aufgüsse machen. Der Tee entfaltet sich während der Aufgüsse komplett. Aus den anfänglichen Kügelchen werden wieder komplette Blätter die den Gaiwan komplett füllen.

Die Ziehzeiten werden bei jedem Aufguss um 10-15 Sekunden verlängert

Fazit

Gong Fu Cha ist weit mehr als nur eine Methode, Tee zuzubereiten – es ist ein achtsames Ritual, das Genuss und Tradition vereint. Die präzisen Abläufe und kleinen Details, von den passenden Utensilien bis hin zu den Ziehzeiten und Temperaturen, eröffnen eine völlig neue Dimension des Teetrinkens.

Gerade Oolong-Tee zeigt im Gong Fu Cha seine Vielseitigkeit. Mit mehreren Aufgüssen und subtilen Geschmacksnuancen entfaltet er sich nach und nach – ein Prozess, der den Fokus auf den Moment lenkt und die Sinne schärft.

Für mich war die Entdeckung dieses Rituals nicht nur ein Genuss, sondern auch eine Einladung zur Entschleunigung. Die Kunstfertigkeit, die hinter Gong Fu Cha steckt, erinnert daran, dass manchmal die kleinen, sorgfältigen Schritte den größten Unterschied machen.

Xiao Gai

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