Nachdem ich einen kleinen Abstecher in die Welt des grünen Tees gemacht habe, führte mich meine Teereise zum nächsten spannenden Ziel: Oolong.“ Schon allein der Name klingt exotisch, asiatisch golden und weckt Bilder von Klöstern und Tempeln in fernen Ländern.
Oolong-Tee hat mich mit seiner Vielfalt sofort fasziniert – die kunstvoll zu Kugeln gerollten Teeblätter, das fruchtige Aroma und die beeindruckenden Farbnuancen. Der Duft erinnert mich an Orchideen und tropische botanische Gärten, voller Leben und Exotik.
Jedes Mal, wenn ich eine Tasse genieße, fühle ich mich entspannt und getragen von einem Hauch der weiten Welt. In diesem Beitrag möchte ich euch mitnehmen auf meine Entdeckungsreise und zeigen, warum Oolong-Tee so besonders ist.
Was ist Oolong-Tee?
Oolong-Tee nimmt eine einzigartige Position in der Welt des Tees ein. Geschmacklich und in der Verarbeitung liegt er zwischen grünem und schwarzem Tee und deckt ein beeindruckend breites Spektrum ab. Man kann sich das wie eine Brücke vorstellen: Am einen Ende steht der frische, pflanzliche Geschmack des grünen Tees, am anderen die kräftigen, malzigen Noten des schwarzen Tees. Dazwischen entfaltet sich Oolong-Tee in all seinen Facetten – von blumigen, orchideenartigen Aromen bis hin zu röstigen und tabakartigen Nuancen.
Was diesen Tee so besonders macht, ist sein aufwendiger Herstellungsprozess. Die Teeblätter werden gepflückt und zunächst unter der Sonne oder in speziellen Räumen gewelkt, um die Oxidation einzuleiten. Dabei kommt es auf die Erfahrung und das Fingerspitzengefühl der Teemeister an: Der Oxidationsgrad, der zwischen 10 und 70 Prozent liegen kann, bestimmt maßgeblich das spätere Aroma. Nach der Oxidation werden die Blätter erhitzt, gerollt und schließlich getrocknet – ein kunstvoller Prozess, der die Aromen und den Geschmack jedes Oolong-Tees einzigartig macht.
Auch optisch und geschmacklich ist Oolong-Tee unvergleichlich. Die zu Kugeln oder anderen Formen gerollten Blätter entfalten bei jedem Aufguss ihre Vielfalt. Die Farben der Aufgüsse reichen von hellem Gold bis zu tiefem Bernstein und spiegeln die Nuancen dieses Tees wider. Sein Duft erinnert mich oft an Orchideen oder tropische Gärten, während er gleichzeitig die Wärme eines röstigen Charakters mitbringt.
Früher habe ich Oolong-Tee nach der westlichen Methode zubereitet und nur den ersten Aufguss getrunken. Heute entdecke ich seine Vielfalt durch die Gong-Fu-Zubereitung: mehrere kurze Aufgüsse in kleinen Mengen. Jeder Aufguss bringt neue Aromen zum Vorschein, und das Trinken wird zu einem entspannenden Ritual, das mich an ferne Orte erinnert und immer wieder aufs Neue begeistert.
🫖Xiao Gai sagt: „Wusstest du, dass Oolong-Tee in der Gong-Fu-Zubereitung besonders vielseitig ist? Probiere kurze Aufgüsse mit 6–8 Gramm Tee in einem kleinen Gaiwan. Du wirst überrascht sein, wie sich die Aromen entfalten – bei jedem Aufguss ein bisschen mehr!“
Meine Oolong-Entdeckungen: Drei faszinierende Teesorten
Auf meiner Teereise habe ich drei besondere Oolong-Tees entdeckt, die das breite Spektrum dieser Teesorte perfekt abdecken. Jeder von ihnen verkörpert eine einzigartige Facette von Oolong – von blumig-mild bis hin zu röstig und intensiv. Hier ihre Steckbriefe:
- Jueshi Oolong (Roan Zhi)
- Tee-Art: Oolong
- Herkunft: Chiang Rai, Thailand (Höhe: 1.300 m)
- Geschmack: Blumig, mild, mit einer leicht süßen Note
- Zubereitung: 6–9 g auf 100–220 ml, 80–90 °C, 1,5–2 Minuten Ziehzeit
- Besonderheit: Aus dem Ruan Zhi-Kultivar, ursprünglich aus Taiwan, bekannt für seine feine Balance zwischen Süße und Frische
- Bezugsquelle: Gekauft bei Freddy & Sons, einem sehr schönen Teeladen in der Neustadt, Bremen
Dieser Tee steht am leichteren Ende des Oolong-Spektrums. Seine blumigen Noten und die milde Süße erinnern an tropische Gärten, zdie Botanika im Rhododendronpark und laden zum Genießen ein. Er hat fast völlig intakte Teeblätter.
- Magic Oolong
- Tee-Art: Oolong (halbfermentierter Tee)
- Herkunft: Tai Tung, Taiwan
- Geschmack: Tropische Früchte, mit einem Hauch von Schwarztee-Charakter, bernsteinfarbener Aufguss
- Zubereitung:
- Dosierung: 4 TL / 1 Liter
- 1. Aufguss: 90 °C, 3 Minuten
- 2.–5. Aufguss: 90 °C, 1–3 Minuten
- Mehrere Aufgüsse möglich
- Besonderheit: Längere Fermentation, handgepflückt, in Perlenform gerollt, sehr ergiebig (bis zu 50 Liter Tee aus 100 g)
- Bezugsquelle: Oolong Tee Schwarz Taiwan 100g, Oolongtee Formosa Magic Oolong
Der Tee hat uns gut gefallen und ist kräftiger und fruchtiger. Er liegt in der Mitte des Spektrums
- Harendong Medium Oolong
- Tee-Art: Oolong (halbfermentierter Tee)
- Herkunft: Java, Indonesien (organischer Teegarten im Naturreservat)
- Geschmack: Tief, süß, mit einer lieblichen Röstnote, die langanhaltend im Mund verbleibt
- Zubereitung:
- Dosierung: 6 g auf 500 ml
- Temperatur: 70 °C
- Ziehzeit: 2 Minuten (mindestens 4 Aufgüsse möglich)
- Besonderheit: Nachhaltig angebaut, handgepflückt, faire Entlohnung der Pflückerinnen, ergiebig und vielseitig
- Bezugsquelle: Harendong Medium Oolong Indonesischer Tee – Oolong-Tee direkt vom Bauern aus Indonesien
Teeblätter und Aufgüsse im Vergleich
von links nach rechts: Jueshi Oolong (Roan Zhi) – Magic Oolong – Harendong Medium Oolong
- In dem nachfolgenden Foto kann man sehr gut die Unterschiede der Sorten sehen:
- Teeblätter
- die Farben der Aufgüsse
- Die Teeblätter nach dem Aufbrühen
Beeindruckend fand ich, dass der Jueshi Oolong hat nach dem Aufbrühen fast intakte Teeblätter hat.
Eine unerwartete Wendung mit dem Harendong Medium Oolong
Als ich den Harendong Medium Oolong das erste Mal aufgebrüht habe, war die Begeisterung… sagen wir, überschaubar. Der erste Schluck brachte einen intensiven, röstig-tabakartigen Geschmack, der mich etwas aus der Bahn warf. Mein erster Gedanke war: „Den geben wir weg. Das trinken wir nie wieder!“ Doch die Neugier ließ mich nicht los. Es konnte doch nicht sein, dass ein Tee, der in einem so nachhaltigen und besonderen Garten angebaut wird, nicht auch etwas Besonderes zu bieten hat.
. 🫖Xiao Gai sagt: „Manchmal braucht ein Tee einfach die richtige Balance. Experimentiere mit der Menge, der Ziehzeit und der Temperatur – besonders bei röstigen Oolong-Tees! Fang mit kürzeren Ziehzeiten und niedrigerer Temperatur an, um die Nuancen freizulegen.“
Also begann das Experimentieren. Zuerst reduzierte ich die Menge Tee – aber der Geschmack war zu dünn und kraftlos. Beim nächsten Versuch nahm ich mehr Tee, kürzere Ziehzeiten und eine niedrigere Wassertemperatur. Und siehe da: Plötzlich zeigte der Harendong Medium Oolong eine ganz neue Seite. Die röstigen Noten wurden sanfter, die Süße trat hervor, und der Tee entwickelte eine wunderbare Tiefe, die lange im Mund blieb. Von da an wurde aus dem „Weg damit“ ein „Lass uns noch einen Aufguss machen!“
Man könnte sagen, der Harendong Medium Oolong hat mich dazu gebracht, meine Komfortzone zu verlassen und mich wirklich auf den Geschmack einzulassen. Das ist vielleicht das Besondere an Oolong-Tees: Man muss sie manchmal erst verstehen, bevor man sie lieben kann. Heute ist er einer meiner Favoriten – eine wahre Entdeckungsreise in der Tasse.
Die Zubereitung von Oolong-Tee: Gong-Fu-Cha im Detail
Die Gong-Fu-Cha-Methode bietet die perfekte Bühne, um die Vielfalt von Oolong-Tee zu erleben. Was diese Teesorte so besonders macht, ist ihre Fähigkeit, sich mit jedem Aufguss weiterzuentwickeln – und genau das macht die Methode so ideal. Anders als bei grünem oder schwarzem Tee, wo Aromen oft schneller freigesetzt werden, entfaltet sich Oolong in Schichten, die bei jedem Aufguss neue Nuancen preisgeben.
Einige Oolong-spezifische Tipps für Gong-Fu-Cha:
- Teemenge:
Bei Oolong-Perlen solltest du 6–8 Gramm verwenden. Die Blätter entfalten sich stark, daher ist es wichtig, genügend Platz im Gaiwan oder der Teekanne zu lassen. - Temperatur:
Je nach Oxidationsgrad variieren die Temperaturen. Leichte Oolongs wie der Jueshi profitieren von 80–85 °C, während röstigere Sorten wie der Harendong auch 90 °C vertragen. - Ziehzeiten:
Oolong beginnt oft mit einem kurzen Spülaufguss, gefolgt von Ziehzeiten von 20–30 Sekunden, die sich bei jedem Aufguss um 5–10 Sekunden verlängern. - Aromenreise:
Bei Oolong ist es spannend, die Entwicklung der Aromen zu beobachten – vom floralen Start bis zu den röstigen und süßen Noten der späteren Aufgüsse.
🫖Xiao Gai sagt: „Oolong-Tee ist wie ein Theaterstück in mehreren Akten – jeder Aufguss zeigt eine neue Szene. Experimentiere mit den Ziehzeiten, um deine Lieblingsaromen zu finden!“
Die Gong-Fu-Methode lädt dazu ein, mit Oolong-Tee zu experimentieren und seine Vielseitigkeit zu genießen. Jede Tasse wird so zu einem Moment der Entdeckung – sei es die zarte Süße eines leichten Oolongs oder die kraftvollen, röstigen Nuancen einer intensiveren Sorte.
Fazit: Oolong-Tee – Vielfalt in jeder Tasse
Meine Reise in die Welt des Oolong-Tees war eine Entdeckung voller Überraschungen. Von blumigen und leichten Noten bis hin zu tiefen, röstigen Aromen – jeder Tee hat seinen eigenen Charakter und erzählt eine Geschichte. Oolong-Tee lädt dazu ein, mit Ziehzeiten, Temperaturen und Teemengen zu experimentieren und so das Beste aus jeder Sorte herauszuholen. Für mich ist Oolong nicht nur ein Tee, sondern eine Einladung, den Moment bewusst zu genießen und immer wieder Neues zu entdecken.
🫖Xiao Gai fragt:
„Welche Erfahrungen habt ihr mit Oolong-Tee gemacht? Habt ihr eine Lieblingssorte oder besondere Tipps, die ihr teilen möchtet?
Ich bin gespannt auf eure Kommentare!“